Spuren deuten -

Grabungstechniken werden weiterentwickelt

Grundsätzlich entstehen die gleichen Probleme wie bei den Eisenschmelzplätzen, die dort gewonnenen Erfahrungen sind modifiziert auch bei Platzen der Buntmetallgewinnung hilfreich.

Auf Grund der Schwermetallkontamination frei liegender Schmelzplatz


Überwiegend liegen die Hinterlassenschaften der Berg- und Hüttenleute seit Aufgabe ihrer Werkplätze ungestört im Boden. Dadurch, dass im Forst die Nutzung des Waldbestandes immer im Vordergrund stand und der Ackerbau nur in Ausnahmefällen betrieben wurde, sind die Oberböden nur selten durch Eingriffe gestört. Erst in jüngster Zeit besteht eine Gefährdung der Bodendenkmale durch die für die heutige Holzwirtschaft notwendige Infrastruktur in Form von Holzabfuhrwegen - so genannten Rückewegen -, das Befahren der Bestände mit Holzerntemaschinen bei nassem Wetter sowie durch die Anlage touristischer Einrichtungen. Die Kontamination der Fundstellen durch Metallverbindungen hauptsächlich des Kupfers schafft Voraussetzungen, unter denen sich organische Materialien bereits dicht unter der Oberfläche erhalten konnten. Dadurch erweitert sich das Spektrum des montanarchäologischen Fundgutes - Erze, Schlacken, Zwischenprodukte und Metallreste - um konservierte hüttenzeitliche Waldhorizonte, Nahrungsreste wie Haselnussschalen oder Apfelkerne, ja sogar bis zu meterlangen Bauhölzern. Dieses Fundmaterial gewährt bislang nicht für möglich gehaltene Einblicke in die Lebensumstände der Hüttenleute und gibt präzise Hinweise auf die Nutzung der Energiequelle "Wald", ist also auch unter umwelt- und vegetationsgeschichtlichen Fragestellungen von erhöhtem Interesse.

 Prospektion

Die Erfassung/Prospektion geschieht nach Befragung der mit der Region vertrauten Förstern etc. und der Vorbereitung im Archiv, an Kartenmaterial, evtl. der Sichtung von Luftbildern und auch durch die Auswertung von Sediment- und Wasseranalysen, wie sie in Montanrevieren u.a. von Umweltbehörden erstellt werden. Kartierungen botanischer Sonderheiten, wie sie bei Naturschutzbehörden vorliegen (.z.B. Magerrasen, Flechten) können wegweisend genutzt werden. Angepaßt an die regional unterschiedlichen topographischen Verhältnisse sollten sich bevorzugte höffige Lagen ergeben, in denen möglicherweise auch zeitliche Unterschiede zu fassen sind. Kupferhütten zeichnen sich, im Gegensatz zu Blei-/Silberhütten durch die Vegetationsanomalien auf Grund der Kontamination mit Schwermetallen oft deutlich sichtbar im Gelände ab.

Bewährt hat sich im Gelände vor allem die Bachbettprospektion. Ausgehend von der Einmündung eines Baches werden Indikatoren für Hüttenplätze, vor allem Schlacken, aber auch gebrannter Lehm, Holzkohle u.a.m. bachaufwärts verfolgt. Eine scheinbare Fundleere ist durch Aussieben der Sedimente und deren Begutachtung unter dem Binokular zu überprüfen. Die gesuchte Fundstelle ist in dem Bereich zu lokalisieren, in dem der bachaufwärts verfolgte Fundschleier endet.

 Ausgrabung

Zu einem Hüttenplatz gehört die zentrale Anlage mit einem Schutzdach, unter dem die Vorratslager für Erz, Holz bzw. Holzkohle sowie spezielle Arbeitsplätze und Herde oder Öfen zu suchen sind. Eher randlich sind die Schmelzöfen angeordnet. Im Umfeld sind Röstplätze, Aufbereitungsanlagen und Abfallhalden für Schlacke und ggf. die Aufbereitung sowie Kloaken und andere „normale“ Siedlungsniederschläge zu suchen. Zur Klärung der Siedlungsstrukturen empfiehlt sich vor der Ausgrabung eine intensive geophysikalische Untersuchung, wobei die Magnetik besonders Erfolg versprechend ist

 Die grabungstechnische Herausforderung dieser oft in stark hängigem Gelände liegenden Fundstellen besteht in den vielfach ausgesprochen feinen Ablagerungen. Schichten von wenigen Millimetern Stärke sind zu erfassen. Alle Befunde bis hin zu unscheinbaren Details an den Ofenrelikten müssen aus sich selbst heraus erklärt werden, denn ihre Bedeutung für die pyrotechnischen Abläufe ist nicht immer offensichtlich. Die Möglichkeit des Vergleichs mit anderen Grabungsergebnissen gibt es kaum. Diesen Problemen kann mit dem Graben nach natürlichen Schichten begegnet werden, einer Methode, die von jung nach alt jeweils die nachfolgende Oberfläche erarbeitet und so ideale Interpretationsmöglichkeiten bietet. Unstimmigkeiten im Befundzusammenhang werden früh erkannt und können noch während der Grabung geklärt werden. Während die konsequente Anwendung dieser Grabungsmethode auf eine Kontrolle durch Schnitte verzichtet, sollten die Befunde durch die Hauptprofile in einem festen Rastersystem sowie individuelle Befundprofile abgesichert werden, was eine optimale Erfassung gewährleistet. Dabei hat sich bei der Ausgrabung von Ofenbefunden ein stetiger Wechsel zwischen Flächen- und Profildokumentation bewährt. Das zeitaufwendige Freilegen und Putzen unebener und mit vielen Steinen durchsetzter Horizonte wird durch den Einsatz von Industriestaubsaugern beschleunigt. Zudem sind in den dadurch stets staubfreien Bearbeitungsabschnitten die Beobachtungsmöglichkeiten hervorragend.

 Dokumentation

Die Dokumentation der Befunde hat nach den üblichen Standards in Foto, Zeichnung und Beschreibung zu erfolgen, wobei durch die Lage der Fundstellen im Waldgebiet Erschwernisse wie z.B. Lichtmangel für die Fotos und die starke Hangneigung für die Zeichnungen auftreten können.

 Den Anforderungen zeichnerischer Dokumentation gerecht zu werden, ist bei den in den Wäldern fehlenden Grenzsteinen als Bezugspunkte für die Grundeinmessung, den unebenen bis steilen, dicht mit Steinen und engen Befundsequenzen durchsetzten Flächen und dem unverzichtbaren dichten Nivellement nicht unproblematisch. Prozentual liegt der Dokumentationsaufwand bei einer montanarchäologischen Grabung ungleich höher als die eigentliche Grabungstätigkeit - ein gewichtiger Grund, eine optimal angepasste Technik zu benutzen.

Die klassische Methode der zeichnerischen Befunderfassung mit Maßband, wobei ggf. ein Messgehilfe die Messpunkte jeweils mittels eines Zollstocks und eines Lots ermittelt ist problematisch. Auf diese Art sind großflächige Befunde in ebenen Flächen in einer vertretbaren Zeit zu erfassen und zu nivellieren, nicht aber steinreiche mit kleinen Befunddetails durchsetzte Horizonte, die zudem auf die Belastung durch Betreten äußerst sensibel reagieren. Die Dokumentation mit einem Feldpantographen ist zum Teil Erfolg versprechend. Die Trittbelastung der Fläche kann dabei durch das Arbeiten von einem Schalbrett aus minimiert werden. Die Einsatzmöglichkeit des Gerätetyps Maßstab 1:20 stößt jedoch dann an seine Grenzen, wenn die Flächen sich stärker neigen. Es ist selbst erfahrenen Zeichnern kaum möglich, bei fehlenden waagerechten Bezugslinien in der Fläche und im Umfeld ein Abweichen der Schnüre aus der Waagerechten zu vermeiden. Während sich die Aufnahmefehler beim Zeichnen im Maßstab 1:20 durch ständige Kontrolle noch im vertretbaren Rahmen halten lassen, ist dies bei der Dokumentation im Maßstabe 1:10 kaum noch möglich. Diese Widrigkeiten können durch geeignete Systeme, wie z.B. den TRIGOMAT, effektiv umgangen werden. Empfehlenswert ist anschließend, die Zeichnungen konventionell von Hand zu colorieren.

Probenahme

Viele Fragen, vor allem zur Prozesstechnik, lassen sich erst nach chemisch-mineralogischen Analysen in der Diskussion mit Metallurgen klären. Dazu ist eine gezielte Probenahme notwendig. Wünschenswert ist die ständige Begleitung der Ausgrabung durch die Archäometallurgie, so dass problemorientiert an den Befunden diskutiert und beprobt werden kann. Die Probenahme sollte repräsentativ sein, d.h. nicht nur Unbekanntes und Auffallendes sollte beprobt werden, sondern ebenso der „Normalfall“. So sollte von größeren Schlackenhalden natürlich das Gesamtgewicht etc. ermittelt werden, aber auch eine aussagekräftige Auswahl gesichert werden. Metallreste aus Ofenbefunden sollten in ihrer Lage dokumentiert und vollständig geborgen werden. Zu Bedenken ist immer, dass hinter dem Verhüttungsvorgang mehrere Prozessschritte stehen, die es möglichst nachzuweisen gilt.


Lothar Klappauf und Friedrich-Albert Linke