Die Arbeitsstelle Montanarchäologie in Goslar

Die Arbeitsstelle Montanarchäologie in Goslar betreut im Rahmen des Regionalteams Braunschweig – Harz die Landkreise Goslar mit Stadt Goslar und Osterode a.H. Da in Letzterem die Stelle eines Kreisarchäologen vorhanden ist, beschränkt sich die Beratung in diesem Falle auf Problemfälle oder Projekte von überregionaler Bedeutung, die in enger Zusammenarbeit zwischen der Arbeitsstelle Montanarchäologie und dem Kreisarchäologen betreut werden. Da bei der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Goslar archäologischer Fachverstand fehlt, wird dessen Betreuung intensiv notwendig. Wöchentlich werden alle zur Genehmigung anstehenden Vorhaben aus dem Bereich der Baubehörde von der Arbeitsstelle Montanarchäologie überprüft und im Falle drohender Gefährdung von Bodendenkmalen nach der Kontrolle im Gelände das weitere Vorgehen im Rahmen der Genehmigungsverfahren empfohlen.




















 





Seit dem 1. März 2008 ist die Arbeitsstelle Montanarchäologie in Räumlichkeiten
der Bergbau Goslar GmbH direkter Nachbar des Welterbes Rammelsberg


Seit Mai 2015 ist die archäologische Betreuung des Welterbes Oberharzer Wasserwirtschaft in der Arbeitsstelle Montanarchäologie angesiedelt.  Gemeinsam mit verschiedenen Partnern aus der Region und unter Einsatz modernster Methoden wie der ArcGisgestützten Auswertung der Airborne Laserscan – Befliegung, werden die zahlreichen Denkmale begutachtet, aufgenommen und ihr Zustand im Sinne eines modernen Monitorings beschrieben. Verschiedene Akteure können dann auf dieser Grundlage beim Umgang mit den Denkmalen beraten werden. Damit bleibt gewährleistet, dass auch nachfolgende Generationen dieses einzigartige Welterbe  in all seiner Komplexität und Pracht in schöner Harzer Landschaft  genießen können.


Der Region angemessen liegen die Grabungsschwerpunkte der Arbeitsstelle auf gefährdeten montanarchäologischen Denkmalen. Dabei wird seit Gründung der Arbeitsstelle im Jahre 1992, auch begründet durch die bisher desolate Forschungssituation hinsichtlich der die Region prägenden Montandenkmale, ein forschungsorientierter Ansatz favorisiert. Dieser konnte bisher in vielen beispielhaften Grabungen realisiert werden. Dieser Ansatz soll auch zukünftig praktiziert werden. Allerdings haben sich die Forschungslücken auf Grund der bisherigen Arbeiten verschoben. Grundlage für diese Einschätzung ist die seit 1992 kontinuierlich saisonal durchgeführte Prospektion, die zur Gewährleistung eines effektiven Schutzes der Bodendenkmale weitergeführt werden soll. Waren bei den Grabungen bisher vor allem Hütten des 10. bis 12. Jahrhunderts Gegenstand der Untersuchungen, so bietet sich in Zukunft an, neben deren Vorläufern und Nachfolgern bis hin zu den frühen industriellen Hütten des 16. Jahrhunderts, bevorzugt die Lagerstätten selbst zu untersuchen. Ein derartiges Projekt wurde mit den geplanten Untersuchungen am Alten Lager des Rammelsberges formuliert, das neben denkmalpflegerischen Ansätzen auf Grund der Gefährdung des Lagerausbisses das große Defizit in der Lagerstättenkenntnis aus archäologischer Sicht verringern und dem Weltkulturerbe Rammelsberg eine neue Dimension erschließen würde.

 




Ein völlig neues Forschungsfeld stellt die frühe Nutzung des Harzes bereits im Neolithikum das, wie es sich in der Kooperation mit der Polnischen Akademie der Wissenschaften herauszukristallisieren begann. Die damit völlig neue Sichtweise der neolithischen Einzelfunde rechtfertigt die Fortsetzung des Projekts bis hin zu Probegrabungen im Bereich mineralischer Vorkommen, die vielleicht bereits zur Herstellung von Geräten etc. genutzt wurden.

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Institut der Universität London bei der Auswertung metallurgischer Funde und Befunde der Grabung Huneberg ergibt sich die Gelegenheit, die Metallproduktion des 11./12. Jahrhunderts, also einer Umbruchsphase in sozialen Strukturen ebenso wie der Einführung innovativer Techniken, exemplarisch und für Mitteleuropa bedeutend, zu untersuchen.

 

Die Forschung ist in der Montanarchäologie auch auf Grund des noch ungenügenden Kenntnisstandes der Bodendenkmale unerlässliche Basis für jegliche weiterführenden Arbeiten. Die Zusammenstellung der Beteiligungen an Forschungsunternehmen der verschiedensten Fachrichtungen zeigt die Bandbreite der für die Montanarchäologie relevanten Forschungszweige. Schwerpunkte sind im Rahmen der beschriebenen Projekte geplant.

 

Die bisherigen Publikationen aus der Tätigkeit der Arbeitsstelle Montanarchäologie verdeutlichen den forschungsorientierten Ansatz, der neben der Publikation von Befunden und Funden zur Akzeptanz der Montanarchäologie über die Landesgrenzen hinaus beiträgt. Die für 2006 und die folgenden Jahre geplanten umfassenderen Publikationen werden diesen interdisziplinären Ansatz weiterverfolgen zunächst mit der für 2006 vorbereiteten Publikation zum Rammelsberger Hüttenwesen sowie in der zusammen mit den Archäometallurgen aus London vorzubereitenden Publikation der Grabung Huneberg.


Der Wissenschaftliche Beirat

Auf Empfehlung der Volkswagenstiftung wurde 1994 ein wissenschaftlicher Beirat für die Harzarchäologie gegründet. Diese in der niedersächsischen Bodendenkmalpflege einmalige Einrichtung hat sich bisher fruchtbar für die Arbeit der Montanarchäologie im Harz ausgewirkt. Auf regelmäßigen Sitzungen mit allen Partnern wird Bilanz gezogen, aktuelle Probleme werden diskutiert und neue Wege werden aufgezeigt. Die Unterstützung durch den Beirat trägt wesentlich zum Erfolg der Montanarchäologie im Harz bei.

 

F.-A. Linke demonstriert dem Beirat exemplarische Befunde auf der Grabung Huneberg


Archäologie: Prof.em. Dr. H. Steuer, Universität Freiburg

Archäometallurgie: Prof. Dr. A. Hauptmann, Deutsches Bergbau-Museum Bochum

Botanik: Prof.em. Dr.Dr.h.c. B. Frenzel, Universität Hohenheim, (Vorsitzender)

Geschichte: Prof.em. Dr. H. Witthöft, Universität Siegen

 

Partner

Prof Dr. F. Balck, Institut für Angewandte Physik der TU Clausthal (EDV, Dokumentation)

Dr. Chr. Bartels, Deutsches Bergbau-Museum Bochum (Geschichte)

Prof. Dr. W. Brockner, Institut für Anorganische und Analytische Chemie der TU Clausthal (chem. Analytik)

Dr. M. Deicke, Geowissenschaftliches Zentrum der Georg-August-Universität Göttingen (Geochemie, Geologie)

Prof. Dr. R.S. Elkar, Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität der Bundeswehr München (Geländedokumentation, Präsentation von Geländedenkmalen)

Prof.Dr. W. Kirleis, Institut für Ur- und Frühgeschichte, Universität Kiel (Botanik)

Dr. A. Kronz, Geowissenschaftliches Zentrum der Universität Göttingen (GZG), Abt. Geochemie (Archäometallurgie)

BOR Dipl.-Ing. W. Lampe, Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Clausthal (Bergbau)

Prof. Dr. Th. Rehren, Institute of Archaeology, UniversityCollegeLondon, Chair of Archaeological Materials and Technologies (Archäometallurgie)

Prof. Dr. H. Ruppert, Geowissenschaftliches Zentrum der Georg-August-Universität Göttingen (Geochemie)

Prof. Dr. A. Weller, Institut für Geophysik der TU Clausthal (Geophysikalische Prospektion)

Prof. Dr. P. Valde-Nowak, Polnische Akademie der Wissenschaften, Institut für Archäologie und Ethnologie/Jagellonski Universität Krakau (Neolithikum im Mittelgebirge)

Prof.Dr. C. Vogt und Dr. R. Lehmann, Institut für Anorganische Chemie der Leibniz-Universität Hannover (Archäometallurgie)

Prof. Dr. U. Willerding, Universität Göttingen (Paläo-Ethnobotanik),


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