Nicht nur Silber und Blei aus dem Oberharz

Projekt Hahnenklee/Bockswiese

Im Frühjahr 1999 wurde in einem Teilgebiet des ehemaligen Erzgangreviers Hahnenklee-Bockswiese eine archäologische Erfassung und Vermessung der Bodendenkmale des ehemaligen Bergbaus durchgeführt.

Das Arbeitsgebiet umfasst die obere nordöstliche Zone des Pisstales, südlich des „Kreuzecks" und wird nach Osten von der Bundesstraße 241 (Goslar-Clausthal) und nach Norden von der Landstraße 516 (Kreuzeck-Bockswiese) begrenzt. Es liegt nahezu im Zentrum des Oberharzer Gangsystems, im Einzugsbereich der ehemals vererzten Gangspalten des Bockswieser Gangzuges, die primär überdurchschnittlich silberreichen Bleiglanz und mit der Teufe zunehmend Zinkblende sowie untergeordnet Kupfer und Schwefelkies geführt haben.

Der Hauptgang des Bockswieser Gangzuges spaltet sich südwestlich des Ortsrandes von Bockswiese in mehrere Teil- und Nebengänge auf, die anschließend im Südosten das Pisstal parallel bis subparallel durchziehen, um sich dann im Bereich des Großen Kellerhalsteiches wieder zu einem einzelnen Hauptgang zu vereinigen.

 

 

Lage des Arbeitsgebietes am „Kreuzeck“ 1999/2000 (Zeichnung R. Krone)


Morphologisch bildet dieser Bereich des oberen Pisstales nach Nordosten einen kesselförmigen Talabschluss mit relativ steilen Hängen, die ein Halbrund bilden. Das Tal öffnet sich nach Südwesten in Richtung auf das Ost-West orientierte Spiegeltal. Der Talkessel kann als Quellgebiet des Pisstaler Bachlaufes betrachtet werden, der heute im wesentlichen aus mehreren Stollenmundlöchern gespeist wird und im Südwesten nach relativ kurzer Strecke in den Spiegeltaler Bachlauf einmündet.

 Im Untersuchungsgebiet wurde Jahrhunderte hindurch - mit Unterbrechungen - bis 1932 Bergbau betrieben. Der Abbau konzentrierte sich zunächst primär auf die Blei/Silber-Vererzungen sowie untergeordnet auf Kupfer- und Eisen-Mineralisationen des Bockswieser Gangsystems und wurde erst in neuerer Zeit auf die ebenfalls anstehenden Zinkerze ausgedehnt, die man erst seit dem 19. Jahrhundert in größerem Umfang auch im Harzer Raum verhütten konnte. In den Jahrhunderten zuvor wurden die Zinkblenderze von den Bergleuten als wertlose sogenannte „Blende" mit dem Abraum auf Halde geschüttet.

 

 

Flache Pinge - Rest eines verstürzten Schachts oder Spuren früher Prospektion?


Die Spuren des früheren Bergbaus, die mit unterschiedlicher Deutlichkeit aus der natürlichen Oberflächenmorphologie hervortreten sind vielfältig, es zählen dazu Abraumhalden verschiedener Größe, Schachtpingen und andere pingenartige Hohlformen unterschiedlicher Genese, übertägige Gangverhaue, historische Erkundungsschürfe, Stollenmundlöcher, Wasserkunstgräben, Radstuben, Stauteiche, Meilerplätze und alte Wegtrassen.

 


Vermessung des Geländes mit dem TRIGOMAT

 

Der Bestand an Bergbaurelikten, der heute noch im Untersuchungsgebiet nachzuweisen ist, sollte identifiziert, kartiert und vermessen, untersucht und - soweit möglich - datiert sowie in thematischen Karten und dreidimensionalen Geländemodellen dargestellt werden.

Zunächst erfolgte eine intensive Vorerkundung und Kartierung des Untersuchungsgebietes, um den Bestand aller Bergbauspuren im Vergleich mit dem amtlichen Kartenwerk, den historischen Rissen und Plänen sowie den Archiv- und Literaturdaten zu erfassen und zu lokalisieren. Im zweiten Schritt wurden die kartierten Bergbaurelikte mit Hilfe der tachymetrischen Totalstation ortsgenau in Landeskoordinaten vermessen und in ihrem topographischen Rahmen dreidimensional erfasst.

 

Danksagung

Für hilfreiche Hinweise und Unterstützung der Geländearbeiten und Archivrecherchen sei den Herren Dr. C. Bartels, J. Krieghoff , BOR W. Lampe, BAM K.-H. Leucht und Frau Dipl.-BibL E. Harten sowie den Herren FOR E-W. Lück und FOI R. Bode  und Herrn FD K. Peiffer herzlich gedankt.

 

Literatur

Hake, H. (1583) Bergchronik. - bearbeitet und zusammengestellt aus diversen Abschriften durch h. Denker (1911): Die Bergchronik des Hardanus Hake, Pastors zu Wildemann. In: Forschungen zur Geschichte des Harzgebietes, 2; Wernigerode (Hrsg.:Harzvereln C Geschichte u Altertumskunde, unveränderter Nachdruck 1972)

Jacobsen, W. & Schneider, H. (1950): Die Erzgänge des nordwestlichen Oberharzes. Eine Erläuterung zur Gangkarte 1 : 25 000. - Geol. Jb., 65 , S 707-768, Hannover/Celle.

 

Arnold Quest, Lothar Klappauf

Grafik: Rolf Krone